EONs neue Zweiweltenlehre

Folgendermaßen begründete diese Woche Herr Teyssen vor der Presse die Aufspaltung von EON:

„Warum stellen wir uns so radikal neu auf?

Die drastischen Veränderungen der globalen und europäischen Energiemärkte werden anschaulich, wenn wir uns einmal vor Augen führen, wie sich die Wertschöpfung im Energiegeschäft verändert.

Bis vor noch nicht allzu langer Zeit war das Energiegeschäft relativ klar und linear strukturiert. Die Wertschöpfungskette reichte von Bohrloch, Gasfeld und Kraftwerk über Transport und Handel bis zum Kunden. Das gesamte Geschäft wurde von den großen Produktionsanlagen her gedacht undgesteuert. Das ist die uns allen vertraute, klassische Energiewelt der großen, integrierten Systeme mit ebenso großen Anlagen, Handels- und Absatzmengen. Die dabei genutzten Technologien sind ausgereift und bewährt. Diese Welt gibt es weiterhin, und sie bleibt weiterhin unverzichtbar.

Neben ihr hat sich in den letzten Jahren aber eine neue, vor allem von technischen Innovationen und individuelleren Kundenerwartungen geprägte Welt entwickelt. Ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung ist die zunehmende Reife und Wirtschaftlichkeit und damit das Wachstum der Erneuerbaren Energien. In keine andere Art der Stromerzeugung fließen so viele Investitionsmittel wie in die Erneuerbaren – ein Trend, der nicht abebben, sondern sich sogar noch verstärken wird.“ (http://www.eon.com/content/dam/eon-com/Presse/2014121_Statement_Strategy_de.pdf; Stand 5.12.14)

Was will uns Herr Teyssen mit seiner blumigen Rede von den zwei Energiewelten sagen? Vielleicht dass Großkonzerne wie EON gerade nicht zu den „wesentlichen Treibern“ neuer Entwicklungen gehören? Dass solche Unternehmen alles andere als innovativ sind? Dass sie mit ihrer Kapitalmacht und ihren Investitionen in riesige Kraftwerkskomplexe vielmehr die Etablierung besserer, sauberer und – in the long run – billigerer Techniken der Energieerzeugung eminent behinderten? Dass es erst des Staates bedurfte, der zunächst auf ihren Wunsch und zu ihren Gunsten Oligopolstrukturen zugelassen, dann aber mit dem von ihnen vehement bekämpften EEG einen neuen Markt für die „neue Energiewelt“ geschaffen hat? Dass die Bürger ihnen erst deutlich machen mussten, wie sehr sie die Schnauze voll haben vom „Kundenservice“ der großen Vier und vorziehen, sich von ihrer zentralisierten Energieversorgung unabhängigzu machen? Dass es dem Kapital überhaupt nicht um Innovation geht, sondern darum, dass die Wertschöpfung funktioniert und dass, erst wenn die ins Stocken gerät, man mal anfängt, darüber nachzudenken, dass man etwas anders machen müsste? Und was fällt ihnen dazu ein? Worin besteht die betriebswirtschaftliche Innovation des EON-Vorstandes? Darin, den Müll, den man produziert hat, auf Staatskosten zu entsorgen? Aber das ist nur die eine Seite, und sonderbarer Weise regt sich die Öffentlichkeit nur darüber auf. Geradezu begrüßt wird hingegen, dass EON und Konsorten jetzt, wo die entsprechenden Technologien so weit entwickelt sind, dass man auch damit wieder gute Geschäfte machen kann, ihre Hand auch auf diese neue „Energiewelt“ legen wollen, um auch sie zu zentralisieren und zu monopolisieren. Vielen Dank! Heißt es nicht immer, dass nur die Besten sich auf dem Markt bewähren? Aber wer sind die? Die besten Versager?

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